In der November-Ausgabe unseres Campus|Talks, den wir in Koblenz in Kooperation mit dem ISSO Institut und dem BUND Koblenz veranstaltet haben, diskutierten am 02.11.2022 Expert:innen über die Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit im Fußball und im Sport generell. Mit Franziska Altenrath (Leitung Strategie, Veränderung & Nachhaltigkeit beim FC St. Pauli), Mehran Faraji (Vorsitzender der Sportjugend Rheinland), Fabian Hillingshäuser-Marx (Nachhaltigkeitsbeauftragter der TuS Koblenz) sowie Achim Trautmann (regionaler Fachpromotor für öko-soziale Beschaffung und Mitglied der Fair Trade Steuerungsgruppe der Stadt Koblenz) war das Online-Podium mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen so besetzt, dass es zu einem regen Austausch von Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten kam. Moderiert wurde die Runde von Prof. Stephan Panther (Vize-Präsident der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung und Leiter des BA-Studiengangs Ökonomie – Nachhaltigkeit – Transformation).
Zu Beginn veranschaulichte Achim Trautmann anhand von Studienergebnissen und konkreten Beispielen, wie dramatisch es teilweise um die Nachhaltigkeit im Fußball bestellt ist. Er betonte, dass vor dem Hintergrund von Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen etwa in der Sportartikelindustrie nicht mehr länger nur der Staat gefordert sei, diese Herausforderungen zu lösen, sondern auch die Sportverbände und Vereine aktiv werden müssen.
Franziska Altenrath ging in ihrem Vortrag zunächst auf die soziale Dimension von Nachhaltigkeit ein. Der FC St. Pauli verstehe den Fußball bewusst als Plattform, um gemeinsam mit Fans und Menschen aus den Vereinsabteilungen konkrete Themen, Haltungen und Werte gesellschaftlich voranzubringen. So macht sich der Verein etwa für Barrierefreiheit und eine Willkommenskultur gegenüber geflüchteten Menschen stark, begründet und unterstützt soziale Initiativen (etwa Zimmer statt Straße oder Go Banyo – der Duschbus für wohnungslose Menschen) und fördert über den Spendentopf Kiezhelden externe Projekte aus den Bereichen der Stadtteil-, Inklusions- oder Kulturarbeit. Das Thema Nachhaltigkeit spiele etwa bei der Produktion der eigenen Trikots bereits heute eine zentrale Rolle und der Verein setze damit ebenfalls ein Zeichen für die Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards. Altenrath räumte aber auch ein, dass es im Bereich Ökologie und bei der Einsparung von Energie noch Nachholbedarf beim Verein gebe.
Dass Sport bei der Nachhaltigkeit vor großen Herausforderungen steht, bestätigte auch Mehran Faraji. Die Vereine und die Sportler:innen seien bereit, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Allerdings verlangen die Corona-Pandemie und steigende Energiepreise den Vereinen bereits heute viel ab. Hier, so Faraji, sei auch die Politik gefordert, die dem Sport mehr Gelder für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien bereitstellen müsse.
Fabian Hillingshäuser-Marx stellte zahlreiche Ideen vor, wie direkt vor Ort angesetzt werden kann: Sei es eine vegetarische Verpflegung bei Sportveranstaltungen, verfügbare Park- und Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes, sichere Radwege zu den Sportveranstaltungen oder die Vermeidung von Abfall. Die Offenheit von immer mehr Vereinen und Verbänden für dieses wichtige Thema sei ein erster und wichtiger Schritt. Außerdem gebe es mit dem Green Champions Portal für nachhaltige Sportveranstaltungen oder dem Leitfaden für nachhaltige Veranstaltungen der Stadt Koblenz konkrete Unterstützung bei der Umsetzung. So werde deutlich: Niemand müsse ganz von vorne beginnen.
Moderator Stephan Panther fasst den Abend zusammen: Dass der Sport die Nachhaltigkeit stärker ins Blickfeld nehmen müsse, stehe außer Frage und der Campus|Talk zeige, dass viele erste Ansätze, Ideen und Bemühungen bereits existieren. Diese gilt es zu fördern und zusätzlich einen gesellschaftlichen Dialog mit Sportvereinen und -verbänden zu führen. Denn nur so werden wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung für das Klima und für die Achtung der Menschenrechte gerecht.
Für alle, die den Campus|Talk verpasst haben, gibt es einen Mitschnitt auf unserem Youtube-Kanal.