Neuerscheinungen: Bildung als gemeinsames Thema der Institute für Philosophie und Ökonomie an der Cusanus Hochschule.

Passt man sich äußeren Maßstäben an ohne diese wirklich zu durchdringen, kann nur eine schlechte Kopie entstehen. Kommt jedoch das Bewusstsein um den eigenen Beitrag dazu, beginnt passgenaues Gestalten. Davon können gleich zwei Neuerscheinungen Bände sprechen. Sie sind zugleich Ausdruck lebendiger sozialer Bewegungen.
Jahrelang hat die japanische Germanistik versucht, die Arbeit deutscher Kollegen nachzuahmen. Dabei ist fast vorprogrammiert, dass sie gegenüber Muttersprachlern zweitrangig bleiben müssen. Das Lebenswerk von Teruaki Takahashi ist bestimmt durch die Frage, welchen Beitrag japanische Wissenschaftler aus der Perspektive ihrer eigenen Tradition zur Germanistik leisten können. In „CONTRASTE – Studien zur japanisch-deutschen Kulturkomparatistik“, Band 2, herausgegeben von Teruaki Takahashi und Tilman Borsche, gibt einen Überblick über diese Bemühungen. Der Band präsentiert zunächst zunächst die historischen Wurzeln des Bildungsbegriffs und diskutiert seine Unverzichtbarkeit auch für gegenwärtige bildungspolitische Reformdiskussionen. Dann werden in zwei Fallstudien die Reformen in Ungarn und Finnland dokumentiert. Schließlich wird in mehreren Beiträgen die Entwicklung der Humboldtschen Bildungsidee in den höheren Bildungsinstitutionen Japans dargestellt notwendige Reformen aufgezeigt.
Vor einer ganz ähnlichen Grundfrage steht die Didaktik der Ökonomik. Haben sich Didaktiker lange Zeit als Dienstleister verstanden, welche die „Wahrheiten“ der Ökonomen für den Unterricht aufbereiten, wächst bei immer mehr Kollegen Skepsis. In der neugegründeten Gesellschaft für Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft (GSÖBW) geht die Aufarbeitung und Neuausrichtung mit großen Schritten voran. Der erste Band „Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft – Entwicklungslinien und Perspektiven“ der neuen Reihe „Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft – Aktuelle wissenschaftliche Beiträge“ ist nun erschienen. Als Mitherausgeberin zeigt Silja Graupe darin auf, dass ökonomische Bildung nicht darin bestehen kann, lebensweltliche Erfahrungen auszuschließen und anschließend blind zu überformen. Sie dreht das Verhältnis geradezu um und denkt ökonomische Bildung konsequent von den ökonomischen Handlungen her, die wir selbst vollziehen, und zeigt auf, wie dieses Wissen vertieft werden kann. Weitere Beiträge adressieren die Ökonomisierung der Bildungsmaterialien, die Kontextualisierung ökonomischen Wissens, die grundlegende Neuausrichtung und reflexive Ansätze der Wirtschaftspädagogik.