Biberach, 26. Oktober 2017. Prof. Harald Schwaetzer hielt am 26. Oktober 2017 den Festvortrag zur Übergabe des Rektorenamtes von Prof. Thomas Vogel an Prof. André Bleicher (Hochschule Biberach). Umrahmt war die Amtsübergabe von einer akademischen Feier in der Stadthalle Biberach, zu der über 300 geladene Gäste kamen. Unter ihnen befanden sich hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Rektoratsmitglieder mehrerer Hochschulen. Transformation war das Thema der Veranstaltung, das sich auch in Prof. Schwaetzers Vortrag (Weite schaffen – Tiefe vermitteln. Hochschulen als transformative Bildungsorte) spiegelte.
Transformation betrifft: den Einzelnen, die Gemeinschaft, die Hochschule und die Gesellschaft
Transformation, also Veränderung, so Prof. Schwaetzer, könne dabei vor allem auf vier Subjekte bezogen werden: Auf den einzelnen Menschen, die Gemeinschaft, die Hochschule als Institution und schließlich die Gesellschaft. Der Einzelne müsse dazu in Selbsterkenntnis und radikaler Autonomie jede Maxime seines Handelns prüfen. Nichts dürfe unbewusst übernommen werden. Dieses Fragende Denken führe aber nicht zu einer oberflächlichen Selbstoptimierung. Es helfe dem Einzelnen vielmehr, sich als individuelles geistiges Wesen selbst zu transformieren. Auch für den konkreten Lebensvollzug im Alltag.
Hochschulen als Orte der Selbsterkenntnis und der Menschenbildung
Mit Cusanus‘ Spiegelgleichnis beschrieb Prof. Schwaetzer die Selbsterkenntnis als Voraussetzung zur positiven Wirkung in der Gemeinschaftsbildung. Individualität und Gemeinschaft ergänzten einander: Je mehr durch Selbsterkenntnis gebildete Individualität bestehe, desto mehr Gemeinschaft sei möglich. Transformative Gemeinschaftsprozesse an Hochschulen beinhalteten im Übungsraum des gemeinsamen Denkens deshalb eine Ausrichtung auf verbindliche und geteilte Wahrheiten. Bei diesen seien Unterschiede und Widersprüche, je nach Sichtweise, zulässig. Diese Form der Gemeinschaftsbildung finde ebenso in den Studiengängen der Hochschulen statt. Man dürfe sie folglich nicht als Orte der standardisierten Leistungskontrolle betrachten, sondern der Menschenbildung.
Der freie Geist bringt die Schönheit der Hochschule hervor
In diesem Zusammenspiel unterbinde, so Schwaetzer, die notwendige individuelle Prüfung von Handlungen eine Hierarchie von oben ebenso wie eine Pseudo-Demokratisierung von unten. Gleichzeitig sollten in diesen Prozessen Geschichte, Ziele und Aufgaben einer Einrichtung sichtbar werden. Die Schönheit der Hochschule aber werde nur hervorgebracht durch den freien Geist, der sich, nach dem Cusanus-Motto der Hochschule, selbst bewegt.
Die Biberacher Hochschulgemeinschaft lauschte dem Vortrag gebannt und nachdenklich. Am Ende galt der lang anhaltende Applaus nicht nur Prof. Schwaetzer, sondern bekräftigte ebenso die Ziele von Prof. André Bleicher als neuem Rektor der Hochschule Biberach. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Biberach und der Cusanus Hochschule befindet sich in Planung.