Von den fragwürdigen Grundlagen der Ökonomik auf den Boden europäischer Kultur und Geistesgeschichte!

Die Cusanus Hochschule im Deutschlandfunk.

Mit Originaltönen des „Walk out“, dem demonstrativen Verlassen einer Vorlesung von 70 Ökonomie Studierenden 2011 an der Universität Harvard, beginnt das halbstündige Feature im Deutschlandfunk. In klaren Zügen wird sodann beschrieben, welche „Wahrheiten“ Studierenden der Wirtschaftswissenschaften weltweit durch standardisierte Lehrbücher vermittelt werden.
Silja Graupe kann dieses Denken klar verorten. Es stammt aus der klassischen Mechanik, dem Standardwissen eines Physikers des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die einfache Übertragung auf menschliches Handeln ist mehr als fragwürdig. Der Vorwurf, des Münchner Professors Illing, kritische Studierende würden lediglich der Mathematik ausweichen, geht dabei ins Leere. Gerade zu einem verantwortungsvollen Umgang mit mathematischen Methoden möchte Silja Graupe durch ihre kognitionswissenschaftlichen Studien über ökonomische Lehrbücher wieder anregen.

Gerade am Beispiel der Ökonomik macht der Beitrag deutlich, wie stark ein historisches Wissen und philosophische Reflektion helfen können, wieder klarer auf die Welt zu blicken. Florian Rommel versteht es, eine ebenso anschauliche wie fundamentale Kritik an den herrschenden Wachstumsmodellen vorzutragen und so in wenigen Worten zu demonstrieren, wie hilfreich es sein kann, im Studium an der Cusanus Hochschule tatsächlich das Denken selbst zu lernen. Harald Schwaetzer schlägt den Bogen von einer zunehmend ökonomisierten Bildung zum eigentlichen Gründungsimpuls der Cusanus Hochschule. Diese sei beispielhaft als Hochschule ins Leben gerufen worden, um über ein humanistisches Bildungsideal nicht nur Aufsätze und Zeitungsartikel zu verfassen. Sich auf den Boden der Philosophie zu stellen, heißt an der Cusanus Hochschule nicht, sich auf alten Weisheiten auszuruhen, sondern den Boden aktiv zu pflegen und lebendig Einzigartiges wachsen zu lassen.
Die Begeisterung für ein solches Studium der Philosophie, in dem wirklich gemeinsam gedacht werden darf und will, und für den Lebensort an der Mosel drückt Carmen Nik Nafs am Ende deutlich aus. Auch wenn sich am Ende nur ein kleiner Teil der Gründungsgeschichte und -impulse der Cusanus Hochschule in dem Feature widerspiegelt und vieles eher aus der Perspektive der Ökonomie erzählt wird – reinhören lohnt sich. (Zunächst ins Feature)

Der Klassiker zu den fragwürdigen Grundlagen der Ökonomik: Karl-Heinz Brodbeck.
Zur Forschung von Silja Graupe zur wirtschaftswissenschaftlichen Standardlehre.